Menü image/svg+xml

Smart – aber zukunftsfähig? Friederike Rohde verteidigt erfolgreich Dissertation zum digitalisierten Energiesystem

Smart Homes und Smart Grids – Politik und Wirtschaft erhoffen sich von digitalen Energietechnologien, dass sie das Energiesystem nachhaltiger und Städte innovativer und wettbewerbsfähiger machen. Doch viele Bürger*innen und digitalpolitische Akteure betrachten „smarte“ Tools mit Skepsis. Wie sieht ein digitalisiertes Energiesystem angesichts vielfältiger und widersprüchlicher Perspektiven zukünftig in Deutschland aus? Friederike Rohde vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) untersuchte in ihrer Dissertation den Diskurs zu digitalen Technologien im Energiesystem. Als Wissenschaftlerin im Forschungsfeld „Umweltökonomie und Umweltpolitik“ bearbeitet sie die Schnittstelle von Nachhaltigkeit und Digitalisierung und engagiert sich im Bündnis Bits & Bäume.

#SmartHome: Diskursnetzwerke in sozialen Medien

Was leisten digitale Tools für das Energiesystem? Etwa können sie – richtig eingesetzt – die Stromnachfrage flexibilisieren. Haushalte können mit ihrer Hilfe Geräte steuern und ihren Energiebedarf tracken. Smart Grids und Smart Homes werden große Potenziale zugesprochen, zu Nachhaltigkeitszielen beizutragen. Friederike Rohde untersuchte in ihrer Dissertation, wie das Energiesystem der Zukunft aussehen kann, welche Rolle digitale Energietechnologien in ihr spielen und welche Akteure sie gestalten. Der Fokus ihres theoretischen Rahmens liegt auf Visionen, sozio-technischen Imaginaries und Legitimationsstrategien. So identifizierte sie implizite Annahmen und diskursive Strukturen rund um Smart Grids und Smart Homes. 

Die Techniksoziologin entwickelte dafür eine neuartige Kombination aus Netzwerkanalyse und Diskursanalyse, um auf X (ehemals Twitter) den Diskurs zum Hashtag #SmartHome über einen Zeitraum von zwei Jahren zu untersuchen. Ergebnis: Viele Bürger*innen und Aktivist*innen stehen Smart Homes skeptisch gegenüber, sehen ihre Privatsphäre bedroht oder hinterfragen deren Nutzen. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass auch über die technische Ausgestaltung von Smart Home-Systemen diskutiert wird: etwa darüber, ob sie als Open-Source-Tools bereitgestellt werden oder ob Systeme unterschiedlicher Hersteller miteinander kompatibel sind. Das zeigt, dass die Frage nach der Kontrolle von Smart-Home-Entwicklungen sehr eng mit der Wahrnehmung von Smart Homes in der Gesellschaft verbunden ist. 

Wer gestaltet das Smart Grid der Zukunft mit?

Die Ziele, Interessen, Interpretationen und Visionen rund um eine digitalisierte Energiewende sind somit widersprüchlich. Unterschiedliche Akteure ringen um Gestaltungs- und Deutungsmacht, während Risiken und problematische Entwicklungen häufig vernachlässigt werden: Politische und wirtschaftliche Akteure erhoffen sich von den „smarten“ Technologien ökologische Modernisierung und verbesserte Wettbewerbsfähigkeit. Dabei nutzen sie etwa den Klimaschutz oder Prognosen und Statistiken als Legitimation, um neue Technologien innerhalb bestehender Wertesysteme zu verankern.

„Aufgabe der Nachhaltigkeitsforschung muss sein, vorherrschende Zukunftsvisionen von Politik und Wirtschaft rund um Smart Homes und Co. kritisch zu hinterfragen und besonders betroffene gesellschaftliche Gruppen stärker in die Technikgestaltung einzubeziehen" betont Friederike Rohde. 

Die Arbeit entstand im Rahmen der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten inter- und transdisziplinären Nachwuchsgruppe „Digitalisierung und sozial-ökologische Transformation“, einer Kooperation der TU Berlin und dem IÖW.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Veröffentlichungen im Rahmen der Dissertation: 

Hauptnavigation

Servicenavigation